Ein altes Gebäude wurde renoviert und ein vor die Südfassade gestelltes Rankgerüst aus Robinie Vollholz schafft ein neues Ambiente.
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Projekt
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Die Werkstatt für behinderte Menschen in Müllheim der Christophorus-Gemeinschaft bezog ein neues Areal im Gewerbegebiet West. Ein bestehendes Gewerbegebäude wurde zweckgerecht für Industriemontagen umgebaut und ein neues Werkstattgebäude in Holzbauweise errichtet.
Die Außenanlagen des ca. 6000 Quadratmeter großen Grundstückes im Gewerbegebiet West hat naturConcept 2011 geplant und 2012 fertiggestellt. Es lag dem Auftraggeber hierbei besonders am Herzen, die Einrichtung in einem Außengelände zu wissen, dessen Gestaltung naturnah und unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien realisiert wird.
Robinienholz ist eines der hier wachsenden witterungsbeständigsten Hölzer und daher gut für Pergolen, Spielgeräte und Rankgerüste geeignet. Da ein voll bewachsenes Gerüst einem hohen Winddruck standhalten muß, ist eine ausreichende Fundamentierung und eine stabile Montage erforderlich. Für zusätzliche Stabilität sorgen hier die Querbänder. Die lockere Verspannung mit Kokosstrick gewährt Bewegungsfreiheit im Wind. An Gerüst und Stricken klettern Pfeifenwinde, Wilder Wein, Polygonum, Lonicera und Clematis.
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Die Wildblumenmischung ist ein Paradies für Bienen und ein Blickfang fürs Auge.
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Natur und Gewerbe können miteinander harmonieren
Eine Wildblumen-Ansaat bewirkte eine erstaunliche, optische Veränderung. Oft wird für solche Zwecke einfach Rasen angelegt. Der fordert nicht nur viel Aufwand für die Pflege – aus ökologischer Sicht sind diese Flächen wertgemindert, weil artenarm. Die Wiese bedarf nur einer extensiven Pflege, d.h. ein Schnitt im Frühsommer und bei Bedarf noch einen Schnitt im Herbst.
Kunden und Mitarbeitern ist es angenehm, sich in diesem Umfeld aufzuhalten.
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Haupteingang des neuen Gebäudes – selbstverständlich barrierefrei und großzügig gestaltet.
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Harmonie auch zwischen Neubau und Außenraum
Der von der Werkgruppe Lahr errichtete Neubau ist weitgehend aus Holz konstruiert und verfügt über ein Gründach. Die Zugänge sind barrierefrei und die gesamte Ausstattung ist nach dem neuesten Stand der Technik besonders behindertengerecht gestaltet. Mehr Informationen zum Gebäude und zur Werkstatt sind auf einer eigenen Internet-Präsentation zu finden.
Vollholz, Gründach und Natursteine sind Elemente, die in Harmonie und in Übereinstimmung mit den Materialien im naturnah gestalteten Außengelände stehen. Ökologische Funktionalität: Das Niederschlagswasser des Daches wird nicht in die Kanalisation geleitet, es versickert vor Ort in den Untergrund über spezielle Versickerungsgräben und -gruben.
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Bauminsel: Kleine Oase in der großen Verkehrsfläche.
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Parkplätze und Verkehrsflächen einmal anders
Die Werkstätten bedürfen eines intensiven Lieferverkehrs. Der wird auch mit großen Sattelschleppern bewältigt, die viel Raum zur An- und Abfahrt und zum Rangieren benötigen. Zusätzlich stellen die Traglasten hohe Anforderungen an den Aufbau der Verkehrsfläche.
Um dem Eindruck einer 'Asphaltwüste' zu begegnen, hat naturConcept Elemente wie eine Bauminsel und Begrenzungen mit Naturstein-Trockenmauern integriert. In die zentrale Bauminsel wurden zwei Linden gepflanzt.
Der Habitus von Tilia platyphylla verträgt sich gut mit der Verkehrsnutzung, da die Hauptäste sich vorzugsweise nach oben orientieren und nicht mit dem Verkehrsprofil kollidieren. Später einmal werden die Kronen für viel Schatten sorgen und dem ungünstigen Aufheizen der versiegelten Flächen im Sommer entgegenwirken.
Die Granit-Natursteine stammen aus einem nahe gelegenen Steinbruch im Südschwarzwald. Raumteiler und Begrenzungen im Verkehrsraum müssen solide aussehen und ebenso solide gebaut sein, sonst werden sie von einem 40-Tonnen-LKW nicht respektiert. Aus diesem Grund wurden relativ große Steine der Siebung 20/40cm verwendet und rückseitig mit Beton B15 punktuell fixiert. Das läßt die Mauer bei einem leichten Touchieren unbeschadet und man kann sich auch auf die Steine setzen, ohne daß etwas wackelt oder verrutscht.
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Ein Steingarten zieht sich rund ums Gebäude.
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Steingarten neben Gabelstapler und Sattelschlepper
Ein überstehendes Dach läßt nicht viel Regen in den Steingarten fallen, deshalb ist dort der rechte Platz für trockenresistente Stauden und Kleingehölze.
Weil die Ladezone direkt am Gebäude liegt, fahren Gabelstapler und Sattelschlepper dicht neben dem Steingarten. Große Blockstufen in den Maßen 100/40/14 cm schützen den Steingarten vor dem Befahren und auch die Holzständer des Gebäudes vor einer ungewollten Karambolage.
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Ausschnitt aus dem Ausführungsplan: Nördlich des Neubaus gibt es Möglichkeiten für Ruhe, Bewegung und für Veranstaltungen.
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Multifunktionale Nutzung des Freiraums
Das Atrium mit Sitzmauer kann für kleine Feste und kulturelle Darbietungen genutzt werden. Auch für die Arbeitspause gibt es Gelegenheiten zum Ausruhen und Entspannen.
Die Dachentwässerung auf der Nordseite des Werkstattgebäudes wird sichtbar gemacht. Die Fallrohre leiten das Wasser in eine offene Rinne aus Granit-Kleinpflaster. Von dort fließt es in einen mit Siebkies befüllten Graben und versickert in einer großen Grube. Die Grundwasserstände in Müllheim sind extrem abgesunken. Diese Regenwasser-Infiltrierung hilft nicht nur die Verfügbarkeit des Lebenselexiers 'Wasser' vor Ort zu sichern, sie reduziert auch die finanzielle Belastung des Grundstückseigentümers.
Die Gebühren für Entwässerung steigen seit vielen Jahren und lagen 2012 im Gebiet bei rund einem Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche und Jahr. Von der Gebühr kann man sich in vielen Kommunen befreien lassen, wenn man eine Entwässerung in Vegetationsflächen, bzw. in Gräben oder Gruben nachweisen kann. Rechnen Sie einmal nach: In 25 Jahren können Sie entweder ein kleines Vermögen ansparen, oder Sie haben mitgeholfen, die Schatztruhe des Stadtkämmerers zu füllen.
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Die Zufahrt erhält ein individuelles Markenzeichen.
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Eingang unverwechselbar
Zwei tonnenschwere Granitsteine markieren den Eingang. So ist das Anwesen unverwechselbar gestaltet und erleichtert Besuchern und Lieferanten die Auffindbarkeit der Einrichtung.
Auch hier wurde aus Gründen des Umweltschutzes auf billige Importware aus Fernost verzichtet, wo zudem der Verdacht auf Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden kann. Die Steine kommen, ebenso wie die Steine der Trockenmauern, aus einem nahen Steinbruch im Südschwarzwald.
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'Hotels' für Wildbienen bieten noch freie Nistplätze an.
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Schon aus Eigeninteresse muß sich der Mensch Sorgen um die Wildbienen machen. Es gibt die Honigbienen, die jeder kennt, und dann haben manche noch die Wespen im Gedächtnis, und das meist negativ, weil sie im Spätsommer gerne über den Pflaumenkuchen herfallen und manchmal stechen. Die Wildbienen sind aber viel zahlreicher und es gibt in Deutschland über 500 verschiedene Arten.
Alle Bienen sind durch Agrargifte stark gefährdet. Die Wildbienen haben es doppelt schwer, weil sie zusätzlich durch den Verlust geeigneter Nistplätze betroffen sind. Die meist solitär lebenden Wildbienen brauchen Totholz in Wald und Flur, oder Holz- und Lehmhäuser, wo sie ihre kleinen Nisthöhlen anlegen können. In unserer modernen Welt aus Beton und nach Altersklassen geordneten Forsten gibt es dafür keinen Raum. Nun kommt aber den Wildbienen eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung zu. Nur ein kleiner Teil der Pflanzen, wie beispielsweise Kiefern und Birken sind Windbestäuber. Aber fast alles, was der Mensch an Obst und Gemüse verzehrt, ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Albert Einstein wird der Ausspruch zugeschrieben "Wenn die Bienen sterben, stirbt spätestens nach vier Jahren auch der Mensch!"
Damit es nicht soweit kommt, sind viele Bienenfreunde aktiv und stellen den Wildbienen Nisthilfen zur Verfügung. So auch die Christophorus-Gemeinschaft auf dem Gelände in Müllheim. Ein lokaler Schreiner hat das Wildbienen-Hotel gebaut und es steht jeweils in der Nähe eines guten Futterangebotes.
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Bei der Eröffnung wurde ein Apfelbäumchen gepflanzt
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Eröffnung der Einrichtung
Mit einem Fest im Mai 2012 wurde die Werkstatt für behinderte Menschen eröffnet. Ein Spender stellte einen Apfelbaum zur Verfügung, der sogleich auf dem Hügel neben dem Atrium auf dem Nordteil des Außengeländes eingepflanzt wurde.
In der Nähe wurde auch ein Walnußbaum und weitere Apfelbäume gepflanzt. Zwei neue Raritäten stehen in der Mitte des Grundstückes, zwischen beiden Gebäuden: Es sind Speierlinge (Sorbus domestica), verwandt mit der Eberesche und der Mehlbeere. Vor hundert Jahren waren Speierlinge, vor allem in Hessen, noch sehr häufig. Die Früchte wurden bei der Apfelweinherstellung als Würze verwendet.
Heute kommt der Apfelsaft aus China und die meisten Streuobstwiesen sind abgeholzt, mit ihnen auch die Speierlinge. Dabei hat das Holz – das schwerste der heimischen Holzarten – einen hohen Verkaufswert: Bis zu 5000 Euro werden für den Festmeter gezahlt. Verwendet wird der Speierling vorwiegend im Holzinstrumentenbau. Die Früchte schmecken nach der Ernte 'zum Speien', daher kommt die deutsche Namensgebung. Erst nach einer Lagerzeit vergeht die Bitternis und es entsteht eine leichte Süße mit Zimtaroma.
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Früchte des Speierlings
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Kenner kochen daraus dann eine köstliche Marmelade. Wildbäume tragen erst nach rund 15 Jahren Früchte, bei kultivierten Bäumen aus der Baumschule kann das schon nach rund sieben Jahren der Fall sein.
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